Rückblick auf die Januar WandelBar
In der Januar WandelBar fand der erste von zwei Ideen-Workshops zum Thema „Wie sieht eine lebenswerte Erlanger Altstadt aus?“ statt. Anliegen des Workshops war es, dieser Frage mit Kreativität und Vielfalt zu begegnen, Ideen zu sammeln, Raum für Utopien zu lassen und ihnen eine erste Form geben zu können.
So ließen die 17 Teilnehmer mit ihren Visionen und Impulsen aus der Vortragsreihe, eine Mindmap-Ideensammlung entstehen, die eine vielfältige Palette einer lebenswerten Erlanger Altstadt zeichnet. Schnell wurde klar, dass bestimmte Aspekte wie Stadtgrün/im Freien oder die gedankliche Trennung von Nutzung und Gestaltung keine separaten Themenfelder an sich sind, sondern integrativer Bestandteil des Netzwerks lebenswerte Erlanger Altstadt. Als die durcheinanderschwirrenden Gedanken sich in ein handhabbares Chaos ordnen ließen, entschied sich das Plenum vier Bereiche in den Fokus zu nehmen und diese in Kleingruppen weiterzuentwickeln.
So wurden die Themen Altstadtmarktpassage, Begegnungsorte für alle, Verkehr und Angebot diskutiert und vorläufige Plakate konzipierte, um die Ideen allen Workshop-Teilnehmern zu präsentieren.
Altstadtmarktpassage:
Als zentrales Element wurden die Zugänge zur Passage ausgemacht. Diese sollten mehr Attraktivität und Sichtbarkeit aufweisen. Neben dem Zugang über die Kuttlerstraße, könnte das Tor zur Hauptstraße entnommen werden und aufgrund seines Denkmalschutzstatus an eine andere Stelle versetzt werden.
Eine Teilüberdachung aus Glas würde einen wettergeschützten Außenraum entstehen lassen und mit einem Angebot des breiten Bedarfs in die Passage einladen. In Kombination mit Urban Gardening und vermehrten Baum- und Grünbeständen könnte eine Grüne Markthalle in der Altstadtmarktpassage etabliert werden. Die Schaffung einer terrassierten Architektur mit barrierefreien Zugängen kann Raum für Tische und Stühle zum Ausruhen und Begegnen schaffen. Zudem ist ein bunter Mix in der Altstadtmarktpassage wünschenswert. Gastronomie, Wohnen, Einzelhandel, öffentlicher Außenraum, ein kleiner Spielplatz und eine Kita in Kombination mit Kreativräumen! Ergänzend zu dauerhaften Kreativräumen, könnten temporäre Nutzungen und Sonderveranstaltungen im Kultur- und Eventbereich ihren Raum finden.
Begegnungsorte für alle:
Der Vielfalt von Orten entsprechend, bildete die Gruppe drei Typologien von Raum: Öffentliche Wege, Plätze und (geschlossene) Räume. Bei der Gestaltung und Nutzung öffentlicher Wege wurden Ideen zur Belebung durch Festivals und Straßenfeste, mit dem Mut zu größerer Experimentierfreude, entwickelt. So ließe sich mit temporären verkehrsfreien Bereichen eine neue Raumnutzung erfahren. Der Experimentierlust folgend, reihen sich Ideen von bürgersteigfreien Bereichen bei gleichzeitiger Ausweitung von Fußgängerzonen ein.
In der Kategorie öffentliche Plätze nahm die Gruppe die Regnitz in den Blick. Die Erzeugung einer gesteigerten Aufenthaltsqualität, um Wasser als Ort des Verweilens nutzbar zu machen. Besonders tut sich die Essenbacher Brücke als Projektort hervor. Zudem bergen der Martin-Luther-Platz oder intergenerationale Plätze, bestückt mit Spielflächen und Fitnessgeräten, großes Potential für Orte der Begegnung für alle. Experimentieren ließe sich mit dem Theaterplatz und dem Altstädter Kirchenplatz. Räume die weitgehend unbespielt sind, jedoch bisher wenig zur freien Gestaltung einladen. Auch vermehrte Begrünung und Beschattung von Plätzen sind wesentlich für eine lebenswerte Erlanger Altstadt.
Die Sanierung des Stadtmuseums schafft Gestaltungsspielräume für einen geschlossenen, konsumfreien Raum. Das E-Werk könnte als sichtbares Stadtteilhaus zum Zusammenkommen einladen. Ebenso ließen sich Kirchen als Begegnungsorte für alle neu entdecken.
Überdachte Plätze können eine Symbiose aus offenen Plätzen und geschlossenen Räumen eingehen, um Begegnungsorte zur freien Nutzung oder Vermietung zu kreieren. Generell entstand der Wunsch, durch temporäre Nutzungen und experimentelles Interagieren mit Stadtraum neue Gefühle für andere Nutzungsarten der Stadt zu entwickeln.
Verkehr:
Im Spannungsfeld zwischen Mobilität, guter Infrastruktur, dem Bedarf zügig von A nach b zu kommen und dem Wunsch nach mehr ruhigen, autofreien Bereichen und niedrigeren Emissionen bewegte sich die Gruppe Verkehr. So gilt es den Bedarf an Parkflächen für Bewohner, Besucher und Busse gleichermaßen zu decken, wie Fuß- und Radwegzonen auszuweiten, um unmotorisierte Mobilität zu fördern und Raum zum Flanieren zu schaffen. Eine mögliche Lösung bietet eine neue Nord-Süd-Achse, die auch den öffentlichen Nahverkehr aus dem Altstädter Epizentrum herauszieht. Des Weiteren entstand die Idee, eine Seilbahn zum Burgberg zu schaffen. Als weitere Spielart des Verkehrs, birgt diese außergewöhnliche Fortbewegung eine hohe Attraktivität für Bewohner und Touristen.
Angebot:
Das Themenfeld Angebot in der Erlanger Altstadt ließ sich gedanklich in unterschiedliche Bereiche zerlegen. Das kulturelle Angebot Erlangens wird als vielfältig wahrgenommen. In der Sanierung des Stadtmuseums und der Verbindung mit dem Martin-Luther-Platz, wurde auch in dieser Arbeitsgruppe ein großes Potential zur Ausweitung des Angebots für Begegnungsräume ausgemacht. Im Spektrum Versorgung bietet die Uniklinik eine gute gesundheitliche Versorgung und Ausbildung von Studieren. Gleichwohl tritt sie, durch das enorme Verkehrsaufkommen, als dominierendes Element des Stadtraums hervor. Positiv erscheint die Erlanger Altstadt als Stadt der kurzen Wege und sichert damit eine schnelle Versorgung mit Grün, wie dem Botanischen Garten, Kultur und Handel. Auch die Bereiche Sport und Fitness scheinen durch das infrastrukturelle Angebot gut abgedeckt.
Im Hinblick auf das Angebot von Lebensmitteln fällt auf, dass viele kleine Läden verschwinden, Einkaufsmagnete fehlen und somit ein Angebotsdefizit besteht. Zudem bewirken die zahlreichen Leerstände eine stetige Abwertung der Altstadt. Dem Verfall schöner Häuser und dem Leerstand entgegen, steht die Frage nach der Schaffung zusätzlichen Wohnraums. Ließen sich der Turm der Philosophischen Fakultät und das künftig leerstehende Landratsamt als zusätzlichen Wohnraum neu denken und konzipieren?
Es geht weiter am 28.2.
Diese ersten Ideen und Eindrücke noch bis zur nächsten WandelBar am 28. Februar reifen lassend, geht es dann in die vertiefte Auseinandersetzung und Ausformulierung, um diese Visionen konkretisier- und präsentierbar zu machen. Dabei soll es um Themen gehen, die wir als Bürger und Bürgerinnen in der Altstadt selbst weiter voranbringen können, aber auch als Anliegen unserer städtischen Politik und Verwaltung vorstellen können.
Fühlt euch herzlich eingeladen zu dem spannenden Finale der diessemestrigen WandelBar!