Rückblick auf die November WandelBar 22.11.2017
Die dritte WandelBar dieses Semesters stand ganz im Zeichen des Klimawandels. Referentin war Lena Jakob, Geographin und seit 2013 Klimaschutzmanagerin der Stadt Erlangen. In ihrem Vortrag widmete sie sich den zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Erlanger Innenstadt und der Frage, welche Anpassungsstrategien möglich sind und welche Chancen sich aus den Herausforderungen des Klimawandels ergeben können.
Um der Diskussion um den „Mythos“ Klimawandel schon vorab den Wind aus den Segeln zu nehmen, stellte Lena Jakob klar, dass der Begriff Klima die Entwicklung über lange Zeiträume meint und nicht etwa spürbare Wetterlagen. Eben diese langzeitigen Veränderungen sind bereits jetzt wissenschaftlich nachweisbar.
Sämtliche Prognosen zum Klimawandel, mit unterschiedlichen Szenarien, vereint eine Erkenntnis: Der stärkste Temperaturanstieg vollzieht sich an den Polen. Werden die Kühlkammern des Planeten stückweise abgetaut, ergibt sich eine abnehmenden globalen Temperaturdifferenz und damit eine Destabilisierung der weltweiten Wetterverhältnisse. Vermehrte Extremwetterereignisse sind Folge des Temperaturbalanceverlustes.
Für die Region Erlangen prognostiziert das Netzwerk Klimaanpassung warmes und trockenes Klima. Besonders gefordert sind damit die Handlungsfelder Forst-, Land-, Wasser und Verkehrswirtschaft.
Welche Zusammenhänge bestehen zwischen der Stadt und dem Klimawandel? Der urbane Raum ist zugleich Verursacher und Betroffener des Klimawandels. Die dichte Bebauung verschlechtert den Luftaustausch, bei gleichzeitiger Böigkeit. Zugleich führen die Dichte und die hohe Versiegelung zu einer verstärkten Energieabsorption, sodass Städte als Wärmeinseln erscheinen, welche den Klimawandel stetig vorantreiben. Daraus ergibt sich die Kausalität: Je dichter die Bebauung, desto höher die Temperatur. Zugleich mangelt es an Grün- und Wasserflächen, die Überschwemmungsrisiken abmildern, und zur Regenerationsfähigkeit beitragen. Lena Jakob stellte die stadtklimatischen Faktoren von Stadtgrün als zentralen Dreh- und Angelpunkt für Klimaschutz und -anpassung heraus. Städtisches Grün trägt zur Sauerstoffproduktion, Luftfeuchtigkeitsoptimierung und Verbesserung des CO2-Haushalts bei. Entsprechende Klimaanpassungsmaßnahmen befördern das Mikroklima, zur Begrenzung von Temperaturextremen, sowie Windschutz und Wassermanagement.
Zusammenfassend leiten sich aus den Faktoren hohe Versiegelung, dichte Bebauung und fehlende Grünstrukturen Risiken wie Überhitzung, Trockenperioden, Starkregenereignisse und Blow Ups ab.
Eine Maßnahme zur Anpassung bieten die Messungen von Kalt- und Frischluftströmen. Diese zeigen auf, welche Ströme für die städtische Regeneration unerlässlich sind und, zur Vermeidung weitreichender Dominoeffekte, von einer Nachverdichtung unberührt bleiben sollten. Des weiteren gilt es, Grünkonzepte nicht nur als Oasen der Erholung zu betrachten, sondern aus klimatologischer Sicht.
Eine Problemstellung des Klimamanagements ergibt sich aus den zugrundeliegenden Zielkonflikt. Klimaschutz meint, den Klimawandel so gering wie möglich zu halten. Klimaanpassung zielt auf die Anpassung an nicht zu verhindernde Folgen des Klimawandels. Optionen wie Windschlote oder Überdachungen mit nachts einklappbaren PV-Paneelen, sind für Europa, und auch Erlangen, keine Option, da ein Umgang mit dem Baubestand erforderlich ist. Die Aufgabe ist es, Verwundbarkeiten, wie Gefahren und Schäden, auszumachen und diesen mit entsprechenden Anpassungsmaßnahmen entgegenzuwirken.
Die Maßnahmen lassen sich in die drei Teilbereiche Infrastruktur, Bevölkerung und Prozesse aufspannen. Grüne Infrastrukturen als integralen Bestandteil des Planungsprozesses zu begreifen ist dabei ebenso entscheidend, wie bestehende Mikrostrukturen zu nutzen. Die Erlanger Altstadt hat hierin eine Vielzahl an Fassaden, Parkflächen und Dächern zu bieten, die mit einer sorgsamen Pflanzplanung die Rückhaltung und Bewirtschaftung mit Regenwasser ermöglichen. Maßnahmen betreffend der Bevölkerung umfassen mögliche Verhaltensänderungen, wie die mittägliche Siesta bei starker Hitze, oder eine verbesserte Kommunikation hinsichtlich Gesundheitsinformationen (Sonnenschutz, Allergiehinweise). Zusätzlich zu den genannten Zielkonflikt zwischen Klimaschutz und -anpassung, ergeben sich etwaige Nutzungskonflikte um Flächen und zusätzliche Kosten. Stadtgrün erscheint mit seinen ökologischen, ökonomischen und sozialen Effekten auch darin als die nachhaltigste, und kostengünstigste, Strategie.
Als Fazit lässt sich ziehen, dass im Umgang mit dem Klimawandel eines grundsätzlich bewusst werden muss: Der Klimawandel ist kein Luxusproblem, sondern das Phänomen, dass die Basis für künftiges Leben auf diesem Planeten bildet.
Wir sind gespannt, wie sich die Erkenntnisse aus der Vortragsreihe in wunderbare Projekte und Konzepte zusammenführen lassen. Bevor es mit den Workshops, am 24. Januar und 28. Februar, ans Eingemachte geht, laden wir herzlichst zur WandelBar-Weihnachtsfeier im Lesecafé ein! Wann: Mittwoch den 20. Dezember. Wo: Im Lesecafé. Wann: 19.30Uhr geht es los. Was: Fränkisches bio-veganes Weihnachtsessen und schönes Beisammensein. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich, aber hilfreich bei der Planung.
Zudem zeigt der Verkehrsclub Deutschland und Erlangen im Wandel am Mittwoch den 13. Dezember den überaus sehenswerten Film „The Human Scale – Stadtplanung im Dienste des Menschen“.