Im zweiten Teil des Ideen-Workshops ging es um eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Frage, was eine lebenswerte Erlanger Altstadt ausmacht. Im Fokus standen Themen, die wir als BürgerInnen in der Altstadt initiieren können und damit zugleich politische und wirtschaftliche Akteure zum Mitwirken einladen.
Die gesamte Erlanger Altstadt umfasst eine Größenordnung, die uns nicht handhabbar schien und so konzentrierten wir uns auf die Altstadtmarktpassage als Projektstandort. Die Altstadtmarktpassage weist trotz ihrer zentralen Lage einen hohen Leerstand auf und bietet kaum Aufenthaltsqualität. Entspricht die verschlungene Betonarchitektur auch keinem zeitgemäßen Stauts quo in puncto Wohlfühlatmosphäre, so setzten die Workshopteilnehmer doch auf Erhalt und Umgestaltung, statt Abriss. Anknüpfend an den ersten Workshop war es uns ein Anliegen, möglichst viele Ideen aus allen Kleingruppenarbeiten zu integrieren und den ausgewählten Raum mit Vielfalt und Kreativität zu begegnen.
Bunte Altstadtmarktpassage
Das Areal neu zu inszenieren, mit Atmosphäre und Akteuren zu füllen, ließ einen belebten, abwechslungsreichen Raum der Begegnung visionieren. Um eine Veränderung zu bewirken, gilt es Interesse, im Sinne des Wortes Attraktion zu schaffen. Hier ist was los! Erste Schritte in diese Richtung betreffen die Raumästhetik. Mehr urbanes Grün, Buntes, Beschattung und vielleicht Wasserelemente müssen her. Der Idee einer gläsernen Teilüberdachung der Passage wurde ein Rank- und Kletterwerk für immergrüne oder zumindest winterharte Pflanzen entgegengesetzt, die ein schützendes, schattiges Sommerdach bilden. Bunter könnte es mit Graffiti oder Kreidebemalungen werden. Bestehende Leerstände können durch Schaufenstergestaltung aufgewertet werden. Denkbar sind Fotografie-, Druck- oder Plakatausstellungen, die in den Schaufenstern platziert und von außen sicht- und begehbar sind. Schon aus dieser Leerstandsnutzung ergibt sich eine erste Möglichkeit für temporäre Kultur und Kunst. Zudem entstand der Wunsch nach einer Stadtmöblierung, die zum Verweilen einlädt.
Belebung
Richtig was los, ist allerdings erst mit Menschen, die den Ort beleben. Die Ansiedlung verschiedener Akteure und Vereine mit einer sozial-nachhaltigen Haltung scheint sehr erstrebenswert. Mögliche Organisationen wären beispielsweise das Grüne Sofa, der ADFC, der Bund Naturschutz oder ein Umsonst-/Tauschladen. Kooperationen mit den Hochschulen zur Gestaltung, Bespielung und zum Experimentieren mit Raum, könnten Potentiale entfachen, die bisher noch nicht erdacht wurden. Auch die Etablierung einer Kinderkrippe oder eines Kindergartens wären auf dem Areal denkbar. Um einen intergenerationellen Raum der Begegnung zu schaffen, bieten sich zudem Spiel- und Fitnessgeräte für Jung und Alt an.
Die Belebung des Areals durch Vereine, Kunst, Kultur und Menschen, die all das tun und nutzen, kreieren eine einladende Atmosphäre. Diese Attraktivierung kann schließlich auch Läden zur Niederlassung anregen, die vom finanziellen Erfolg ihrer Geschäfte abhängig sind. Wünschenswert sind nachhaltige Konzepte wie ökologische Mode, ein Biogemüsestand oder kleine Gastronomien.
Eine lebenswerte Erlanger Altstadt(markt)passage, zeichnet sich für die Workshopteilnehmer durch Raum für Begegnung, Entspannung, Treffen, Einkaufen, Neugier und dem alltäglich genießbaren Schönen aus.
Wir bleiben gespannt, wie sich die Ideen aus diesen WandelBar-Workshops forttragen und verwirklichen lassen, um aus Visionen Wirklichkeit werden zu lassen.
So bleibt zum Abschluss noch das Wichtigste: Ein herzliches Dankeschön an alle Referenten, Zuhörer, Mitmacher, Organisatoren und dem Lesecafé für diese wunderbare WandelBar!